idpraxis Blog

Using Buzzwords To Speed Up Your Business. Eine Apostille.

Früher wurde jede Woche eine neue Sau durchs Dorf getrieben. In der Regel sorgte das für genügend Aufmerksamkeit in der dörflichen Gemeinschaft. Heute kann man mit diesem Tier niemanden mehr so wirklich richtig hinter dem Ofen hervorlocken (man beachte die vielen Füllwörter).

Es gibt zum Thema Buzzword einen leider völlig unzureichenden Artikel auf der englischprachigen Wikipedia (auf wikipedia.de geht ja nicht, weil Buzzword - hier wird man in völliger Verkennung der Lage auf Schlagwort geforwarded), wo als Beispiele für Buzzwords die "kognitive Dissonanz" oder "Heisenberg's Unschärferelation" herhalten müssen. Nur sind das leider keine Buzzwords, sondern erklärungswürde Sachverhalte. Davon jedoch sind Buzzwords meilenweit entfernt.

Spam könnte ein (veraltetes siehe unten) Buzzword sein. Oder Newsjunkie. Oder Google+ und Facebook. Markennamen eignen sich ab einer bestimmten Verbreitungsrelevanz (so zwischen 7% und 15% Bekanntheitsgrad weltweit) ausgezeichnet als angehende Buzzwords. Übersetzen kann man Buzzword als "abgedroschene Phrase" - als Modewort. Das aber würde bedeuten, dass wir einen neuer Hyperbegriff (wir erinnern uns: Hyper .. Hyper...) nutzen, der wiederum schon in aller Munde sein muss, um überhaupt noch oder eben schon als Buzzword durchzugehen. So richtig interessant wird es jedoch erst dort, wo wir Begriffe nutzen, die noch nie jemand gehört hat, und dementsprechend unsere Gesprächspartner in einer entsprechenden, geschockten Unwissenheit zurücklassen - sprich es kommt beim Rezipienten zu einer herausfordernden, kognitiven Dissonanz!

Ergo sind Buzzwords vielmehr Formen der Umgangssprache, die zum Ausdruck bringen sollen, dass wir - bzw. der Wortführer - Begriffe bereits jetzt beherrschen, die erst morgen in aller Munde sein werden, heute aber wie erwähnt nur wenige kennen. Ein Paradoxon? Keineswegs.

Es wird auch schnell deutlich, dass sich diese Anwendung sehr schnell abnutzen kann bzw. wir uns auf dem schmalen Grad zwischen "Allgemeingut" und "Geheimwissen" bewegen. By the way definieren sich wahrhaftige Social Communities immer auch durch einen ureigenen, semantischen Raum, der Aussenstehenden den Zugang allein schon dadurch erschwert, das niemand weiss, was genau gemeint sein könnte.

Kommen wir zum Schluß zur ultimativen Verwendung eines Buzzwords im oben (nicht) deklarierten Sinn: Es lohnt sich wirklich, sich in aller Ruhe bei einer Tasse Tee einen neuen - der breiten Masse völlig unbekannten - Begriff zu überlegen, von dem man mit Sicherheit weiss, dass er morgen schon trendy und innovationsstark durch die Medien geistern wird. Das ist dann die hohe Schule einer antizipierenden Marketing-Kampagne, die dafür sorgt, dass man zumindest bis zur Marktsättigung des invented terms ganz oben im Ranking der Search-Engine's ( sprich s'endschin'sss ) landet.

Aber achten Sie dabei unbedingt auf Usability, Memorierbarkeit, visuelle Assoziationsfähigkeit und phonetische Ausgewogenheit. Erst wenn alle Faktoren synergetisch kollaborieren und vielleicht sogar noch ein halbwegs sinnvolles Konzept oder Produkt dahinter steckt, ist die viral-genetische Verbreitungsbasis sichergestellt. Die Mechanismen sind im Übrigen die gleich wie bei der Fama. (ju)

PS: Wer Lust und Laune hat, kann hier per Kommentar gerne einen "Suggest" für trendige Buzzwords hinterlassen. Gerne auch völlig unbekannte Begriffe - dann aber mit kurzer Erläuterung.



Dein Kommentar

Bitte alle Felder ausfüllen und den Sicherheitscode eingeben.